Für die analoge Serie »hautnah« portraitiere ich seit mehreren Jahren Kinder mit unterschiedlichen Behinderungen sowohl in Wohneinrichtungen, als auch bei Familien zu Hause. Ich durfte mich mit meiner Kamera den Kindern nähern und verweilen. Hierbei war es mir möglich die einzelnen Kinder kennenzulernen.
Die Ästhetik der Bilder und der reduzierte Hintergrund ermöglichen es, die Kinder losgelöst von Vorurteilen oder sozialen Verortungen zu betrachten. In meiner Serie möchte ich die Kinder so zeigen wie sie sind – ohne körperlich stützende Geräte oder Gestelle. Daher habe ich sie größtenteils in der Badewanne fotografiert. Hier werden die Hilfsmittel situationsbedingt unnötig. Durch meine Erfahrungen zähle ich den Moment des Badens zu einem der intensivsten sinnlichen Erlebnisse der Kinder: hier können sie ihre Körper vollkommen entspannen. Ihre Körperhaltungen wurden nicht gestellt, sondern sind für das einzelne Kind jeweils charakteristisch. Die Atmosphäre des Badens wird während einer Ausstellungssituation durch eine Tonsequenz begleitet. Diese beinhaltet Zusammenschnitte der Bademomente einiger Kinder, gemischt aus Wassergeräuschen und ihrer Sprache bzw. Ausdrucksweise. Weitere Bilder, um den Bademoment herum, sind geprägt von dem Kontakt zwischen den Kindern und Familienmitgliedern oder Betreuern.
Im Alltag begegnet man Menschen mit Behinderungen nach wie vor selten. Während die politische Integration in der Sprache bereits vorhanden ist, fehlt noch immer weitgehend die Umsetzung. Das fotografische Medium ist in der Lage diese Lücke anzugehen und Verborgenes sichtbar zu machen. Mit meinen Bildern möchte ich einen kleinen Einblick in die Individualität und Persönlichkeiten der Kinder geben.
Das resultierende Buch ist ein Hardcover-Bildband (21 × 26 cm) mit 168 Seiten und 98 Abbildungen. Dieses Buch enthält 3 Texte: eine Einführung von Angeline Schube-Focke, einen philosophischen foto-theoretischen Text von Heinz-Norbert Jocks sowie ein Künstlerinterview mit Christiane Kruse und Peggy Stahnke.